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Ausstellungmedium Computer

Nachteile / Probleme

Letzte Änderung: 21. Januar 2000

Nachteil / Problem: Kurzbeschreibung (falls vorhanden, mit Gegenmittel bzw. Reduziermöglichkeit)

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Besondere Nachteile aus Umweltsicht (Einsatz in Umweltzentren):

hohe Umweltbelastung Dies beginnt bei einem hohen Energieaufwand und Schadstoffaufkommen bei der Herstellung des Computers , geht über den Energieverbrauch beim Einsatz und endet bei der Entsorgung der Hardware als Elektronikschrott . Beim Einsatz eines Druckers kommen neben dem Energieverbrauch noch Verbrauchsmaterialien wie Papier und Toner dazu, bei Laserdruckern wird zusätzlich Ozon freigesetzt.

Produkt moderner Technik Dies kann bei natur- und umweltbewußten Besuchern Ablehnung hervorrufen. Wenn ein Umweltzentrum das Ziel hat, den Menschen zur Natur zurückzuführen, kann der Einsatz digitaler Technik kontraproduktiv sein.

Quelle: http://ausstellungsmediumcomputer.de/ma_marc/4Umwelt.htm#4.1 Einleitung

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Ablenkung vom eigentlichen Ausstellungsobjekt Wenn eine Computeranwendung objektbezogene Informationen anbietet, dann besteht die Gefahr, daß der Besucher die Anwendung benutzt, aber das eigentliche Ausstellungsobjekt nicht beachtet. Man sollte also den Blick des Besuchers immer wieder auf das eigentliche Objekt lenken. Es können z.B. Fragen gestellt werden, die nur bei einer gründlichen Betrachtung des Objektes beantwortet werden können. Auch kann eine Computeranwendung vom Rest der Ausstellung ablenken.

hoher Aufwand durch Interaktivitäts-Einsatz Interaktivität ist nur durch einen hohen Planungs- und Programmieraufwand zu erreichen. Je höher der Grad der Interaktivität, desto höher ist der Aufwand.

Informationsflut Die Möglichkeiten der Computeranwendung, eine hohe Informationsbreite und -tiefe anzubieten, kann dazu führen, daß der Besucher mit der Informationsmenge überfordert ist. Hier ist eine klare Strukturierung des Informationsmaterials und die Einteilung in kleinere Informationseinheiten, die der Besucher innerhalb kurzer Zeit durchsehen kann, hilfreich.

Integration unnützer Medien Bei jedem Einsatz muß ausgearbeitet werden, welche Medien in einer Computeranwendung am sinnvollsten sind. Schwarze Schafe unter den Produzenten von Computeranwendungen versuchen, den Einsatz von Animationen und Video als unumgänglich zu bezeichnen - schließlich verdienen sie damit am meisten. Dagegen hilft nur das Wissen, welche Medien sinnvoll einsetzbar sind.

Desorientierung ("lost in cyberspace") Auch bei einer hohen Informationstiefe und Informationsbreite kann es dazu kommen, daß der Besucher den roten Faden der Anwendung verliert. Durch eine gute Benutzerführung, das Angebot einer Übersicht, wo sich der Besucher in der Informationsstruktur befindet, und einer Verbindungstaste zur Startseite kann dem entgegenwirkt werden.

Copyrightmißachtung Bei digital vorliegendem Material ist die Versuchung groß, fremdes Material in die eigene Anwendung einzubinden. Entweder auf fremdes Material verzichten oder sich die Nutzungs- und Verarbeitungsrechte geben lassen oder erwerben .

Nutzungsprobleme bei Fremdmaterial Bei der Entwicklung und beim Einsatz von Computeranwendungen werden häufig Materialien Dritter eingesetzt. Fremdmaterial wird für unterschiedliche Plattformen wie Apple, DOS, Windows, Unix etc. produziert und muß teilweise für die eigene Anwendung umgewandelt werden. Bei der Nutzung von fremden Programmen tauchen Probleme bei der Beschaffung, Lizensierungen, dem Verkauf, der Aktualisierung und bei Installationen auf dem Ausstellungscomputer auf. Dateiformate vor Kauf klären und den Transfer testen.

Komplizierte Benutzeroberflächen Beim Einsatz von fertigen Datenbanken ist die Benutzung kompliziert. Es sollte für den Benutzer eine einfache Maske eingerichtet, eine Kurzanleitung neben der Computeranwendung ausgelegt oder ein Tutorium installiert werden.

Praxiserfahrungen nicht weit verbreitet Da es sich bei den Computeranwendungen um ein junges Medium handelt (erste Einsätze fanden in den Achtziger Jahren statt), sind Praxiserfahrungen nicht weit verbreitet.

schnelle Technikentwicklung Hard- und Software entwickeln sich immer weiter und Computeranwendungen sind beim Einsatz schon nach kurzer Zeit nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Empfehlenswert ist es, auf die neueste Technik nur zuzugreifen, wenn es sinnvoll ist und ansonsten bewährte Technik zu nutzen. Ansonsten ist es wichtig, daß der Computer mitsamt Software gut läuft.

fehlende menschliche Flexibilität Computer können nicht wie Menschen auf unvorhergesehene Situationen flexibel reagieren, sondern nur eingegebene Informationen wiedergeben. Menschliche Führer können auch auf Fragen reagieren, die nur am Rande mit dem Thema zu tun haben.

fehlende Multimedia-Didaktik Da es sich bei Computeranwendungen um ein neues Medium aus den achtziger Jahren handelt und Multimedia mit dem Computer erst in den Neunzigern auftritt, gibt es keine Didaktik als Lehre vom Unterricht mit diesem Medium. Es ist noch nicht geklärt, mit welchen Medien welche Information bei bestimmten Zielgruppen am besten vermittelt werden soll. Hier werden noch zahlreiche Untersuchungen stattfinden, bis die besten Methoden erarbeitet worden sind. Einen Anfang macht das Buch "Informationen und Lernen mit Multimedia" (Issing 1995), in dem Beiträge eines Workshops veröffentlicht sind.

hohe Ansprüche durch Sehgewohnheiten der Besucher Die Besucher in Museen und Umweltzentren sind größtenteils an große Fernseher oder an Kinobilder gewöhnt, wo Filme mit einer hohen Qualität gezeigt werden. Auch entstehen hohe Ansprüche an Design und Animationen durch den Einsatz digitaler Technik in der Werbung. Diese Qualität erwarten sie auch bei Computeranwendungen. Bei Animationen ist dies möglich, bei Videos, die vom Computer abgespielt werden, z.Zt. noch nicht. Eine Möglichkeit, hochauflösende Videos zu zeigen, ist der Einsatz von analogen Bildplatten in Zusammenarbeit mit dem Computer. Allerdings sind die Kosten hoch, wenn man das hohe Niveau der modernen Medien erreichen will.

hohen Kosten Eine Computeranwendung ist bei der Entwicklung und auch bei der Nutzung teuer. Hier kann die Zusammenarbeit mit anderen Ausstellungen oder der Einsatz von Sponsoren zur Verringerung der Kosten beitragen. Hohe Personalkosten treten bei der Magazindigitalisierung auf. Wenn der Katalog eines Museums von der Papierform in eine digitale Datenbank umgewandelt werden soll, ist ein hoher Planungs- und Eingabeaufwand zu erwarten. Bei einer Ergänzung von Textinformationen durch Bildmaterial erhöht sich der Aufwand noch weiter. Wenn noch keine Photos vorliegen, die eingescannt werden müssen, sollten die Bilder mit einer digitalen Kamera aufgenommen werden, so daß man sich den Vorgang der Digitalisierung erspart.

Anfälligkeit für Fehler und Nichtfunktion Bei Computer treten Hard- und Softwarefehler auf. Um Besucher nicht zu frustrieren, sollten Computeranwendungen mehrmals täglich getestet werden. Bei auftauchenden Problemen müssen diese entweder durch das geschulte Personal oder durch externe Fachleute behoben werden. Für den Einsatz externer Kräfte sollten vor dem Einsatz Wartungsverträge abgeschlossen werden, sonst müssen finanzielle Mittel zurückgestellt sein. Ein technisches Problem ist auch der Stromausfall. Bei einem Stromausfall ist die Computeranwendung nicht nutzbar. Danach fährt sie entweder automatisch wieder hoch oder sie muß von einem Mitarbeiter neu gestartet werden.

Sabotage und Vandalismus Es gibt für einige Besucher nichts schöneres, als die Sicherheit und Stabilität eines Anwendungsprogramms zu Testen. Das Anwendungsprogramm sollte also möglichst stabil sein und auf Schwachstellen hin getestet sein. Besonders bei unbeaufsichtigten Computeranwendungen muß auf eine vandalismussichere Erscheinungsform geachtet werden, da sonst z.B. die Eingabegeräte gestohlen oder zerstört werden.

Probleme bei der Entwicklung Es müssen viele Aspekte beachtet werden wie Didaktik, Programmierung, graphische Gestaltung, Video- und Filmbearbeitung, Design, Planung, Literaturauswertung, Dokumentation, Redaktion, Medien- und Materialauswahlkriterien usw. An einer Computeranwendung beteiligen sich verschiedene Berufsgruppen (Programmierer, Museumsfachleute, Natur- und Umweltwissenschaftler, Pädagogen, Designer, Musiker, Tonfachleute), die andere Ideen, Sicht- und Vorgehensweisen haben. Dies erschwert die Projektarbeit, da eine gemeinsame Sprache und Vorgehensweise gefunden werden muß, um Mißverständnisse zu vermeiden. Programmierer sind mit der inhaltlichen und meist auch mit der didaktischen Ebene nicht vertraut, während Aussteller die Möglichkeiten der Technik überschätzen und die Schwierigkeiten bei der technischen Umsetzung unterschätzen.Eine Folge der Probleme bei der Entwicklung sind schlechte Produktionen.

schlechte Erfolgskontrollen Sehr negativ zu bewerten ist u.a. der schlechte Einsatz von Erfolgskontrollen wie bei einem Quiz, bei dem eine falsche Antwort einfach mit einem "Falsch" quittiert und dann zur nächsten Frage weitergegangen wird. Der Besucher weiß nicht, welche Antwort richtig war, und ist daher frustriert. Auch kann er aus seinem Fehler nichts lernen. Hier sollten die richtige Antwort und der Grund, warum es die richtige Antwort ist, genannt werden. Oder es sollte eine Taste angeboten werden, bei deren Benutzung der Besucher zu der Stelle im Anwendungsprogramm gelangt, an der die richtige Antwort steht.

Entstehung eines Tonchaos Bei sich überlappenden Tonfeldern aus verschiedenen Lautsprechern kann es zu einem Tonchaos kommen. Entweder sollten dann Richtlautspecher oder Kopfhörer eingesetzt werden.

überfordernde Interaktivität Manche Besucher sind von den angebotenen Interaktionsmöglichkeiten überfordert. Zum Beispiel sind mehr als zehn Tasten auf einem Bildschirm verwirrend.

zu hohe Informationsvereinfachung Bei Simulationen u.ä. sollte darauf geachtet werden, daß Informationen nicht zu sehr vereinfacht werden. Komplexe Sachverhalten können reduziert werden, dies sollte allerdings auch erkennbar sein.

Nutzungszeit Für die Nutzung der Computeranwendung steht nur ein kurzer Zeitraum durch den Besucher zur Verfügung, meistens unter fünf Minuten. Die Informationstiefe darf daher nicht so hoch sein, daß sie abschreckend wirken könnte, aber auch nicht so niedrig, daß sich der Besucher langweilt. Auch planen Besucher eine bestimmte Zeit für einen Besuch ein, die Zeit, die mit einer Computeranwendung verbracht wird, fehlt dann vielleicht beim Rest der Ausstellung.

Realitätsverlust Künstliche Bilder und Simulationen können irrtümlich als Realität betrachtet werden. Sie sollten daher deutlich erkennbar bzw. mit einem entsprechendem Hinweis versehen sein.

Verlust wichtiger Informationen bei Nichtnutzung Bei der inhaltlichen Konzeption sollte darauf geachtet werden, daß elementare Informationen auch außerhalb der Computeranwendung zu finden sind, da sonst bei Nichtbenutzung oder einem Ausfall der Anwendung diese Informationen verloren gehen.

Reizüberlastung Beim Einsatz mehrerer Computeranwendungen als Blickfang in einer Ausstellung kann es zu einer Reizüberlastung beim Besucher kommen.

Dauerblockierung Durch eine hohe Informationstiefe kann ein Besucher stundenlang eine Computeranwendung benutzen und die Nutzung durch andere Besucher verhindern. Hier können mehrere Computeranwendungen mit identischem Inhalt nebeneinander eingesetzt werden.

Nutzerwechsel Ein anders Problem taucht auf, wenn ein Besucher eine Anwendung verläßt und ein Zweitnutzer diese nutzen will. Es fehlt dem Zweitbesucher dann meist jede Orientierung. Vergleichbar ist ein Waldlehrpfad, bei dem man mitten im Wald auf ein Schild stößt und nicht weiß, ob man links oder rechts weitergehen soll bzw. wo Anfang und Ende sind. Die Anwendung sollte also, wenn eine bestimmte Zeit lang keine Eingabe erfolgt, zum Startbildschirm zurückspringen. Auf jeder Seite wird zusätzlich eine Taste angeboten, mit der der Besucher zur Startseite zurückkehren kann.

frustrierende Fehlnutzung Wenn Besucher nicht mit den Eingabemedien vertraut sind, kann es zu Fehlbenutzungen kommen. Ungeübte Besucher erwarten z.B. eine Reaktion des Anwendungsprogramms beim Drücken der Maustaste, das Programm wartet allerdings darauf, daß die Maustaste wie im Computerbereich üblich losgelassen wird.

Nutzung des Mediums Besonders älteren Besuchern ist der Umgang mit Computern fremd und sie benutzen daher Computeranwendungen nicht oder nur zögerlich. Eine einfache Erscheinungsform ohne technisches Aussehen kann hier weiterhelfen. Eindrückbare Knöpfe sind z.B. den Besuchern vertrauter als eine Computermaus.

ungewohnte Benutzung Für Besucher, die nicht mit Computern arbeiten, ist auf eine einfache Bedienbarkeit, eine gute Benutzerführung und eine Hilfefunktion zu achten, um die ungewohnte Nutzung zu erleichtern.

Einordnung als Spielzeug Es kann passieren, daß die Computeranwendung nicht als Ausstellungsmedium, sondern als technisches Spielzeug wahrgenommen wird. Daher sollte die Erscheinungsform nicht zu verspielt sein.

Abschreckung Die Computeranwendung kann durch ihr technisches Aussehen Besucher abschrecken. Bei der Entwicklung ist auf eine freundliche Erscheinungsform zu achten.

Technikablehnung Eine Scheu vor bzw. eine Abneigung gegen die Computertechnik grenzt einige Besucher aus.

Unpersönlichkeit Auch bevorzugen einige Besucher den Kontakt mit Menschen und finden Computer zu unpersönlich.

Schwellenangst Eine Schwellenangst kann dazu beitragen, daß die Computeranwendung nicht benutzt werden.

Mehrpersonennutzung Eine Mehrpersonennutzung ist nur beschränkt möglich. Eine Computeranwendung kann nur von einer Person bedient werden, bei kleinen Bildschirmen können nur wenige Besucher etwas erkennen.

Unbequemlichkeit Eine längere Benutzung einer Computeranwendung wird im Stehen unbequem. Hier sollte eine Sitzgelegenheit eingesetzt werden, wenn eine Dauerblockierung akzeptabel ist.

"Computer-Hopping" Viele Besucher gehen von einer Computeranwendung zur nächsten und finden diese interessanter als den Rest der Ausstellung. Wenn so neue Besucher gewonnen werden können und die Inhalte durch diese wahrgenommen werden, ist dies meiner Meinung nach akzeptabel.

mangelnde Akzeptanz durch die Mitarbeiter Beim Einsatz von Computeranwendungen ist die Arbeit der Mitarbeiter beim Starten und Beenden der Anwendung und beim Auftauchen von Fehlern und Problemen wichtig. Eine höhere Akzeptanz bei den Mitarbeitern wird durch den Einbezug bei der Planung, aber auch beim gemeinsamen Testen der Anwendung erreicht. Wichtig ist auch eine ausführliche Schulung. Eventuell sollte eine finanzielle Vergütung für Mehrarbeit geleistet werden

Rechnerpflege- und Verwaltungsaufwand Bei der Ermöglichung wissenschaftlichen Arbeitens mit dem Computer muß dieser regelmäßig gepflegt werden. Bei der zur Bereitstellung von Computersoftware zum Testen durch den Besucher muß dieses bestellt, bewertet, installiert und auf dem neuesten Stand gehalten werden.

Textlastigkeit bei Eigenaktualisierungen Bei der Aktualisierung von Computer-anwendungen wird das Medium Text bevorzugt eingesetzt, da dieses am leichtesten digital erzeugt und eingebaut werden kann. Beim Einbau von Bildmaterial muß zum Beispiel ein Scanner vorhanden sein, um die Bilder digitalisieren zu können.

unbekanntes Medium Während andere Medien schon seit Jahrzehnten in Gebrauch sind, ist das Ausstellungsmedium Computeranwendung für Aussteller ein neues Gebiet, bei der Entwicklung ebenso wie beim Einsatz. Daher gibt es keine Anleitung, wie eine perfekte Computeranwendung entstehen kann und wie man Fehler vermeidet. Außerdem ist eine Einarbeitungszeit in dieses Thema einzuplanen.

Quelle: http://ausstellungsmediumcomputer.de/ma_marc/3Ausstel.htm#3.5 Probleme und Nachteile

© 1999, 2000, 2002 marc jelitto, marc@evaluieren.de

http://ausstellungsmediumcomputer.de/vor_nach/nachteil.htm